New York – Vier Appartements auf einer Etage, die Toilette auf dem Flur, kaum Licht, Lüftungsgeräusche und Restaurantgerüche aus dem Innenhof, eine Wohnung, bestehend aus Küchenecke und Schlafzimmer. Wer in der Grossstadt leben will, muss mit ständigem Platzmangel umgehen.
In den USA hat sich die Kunst am Markt zu orientieren. Kulturförderung wie in der Schweiz kennt man nicht. Nach vielen Brotjobs, denen Künstler nachgehen müssen, um sich über Wasser zu halten, wird abends im Bade- oder Schlafzimmer, in der Wohnung eines Freundes, im Keller oder wo sich sonst ein freies Plätzchen findet, geprobt. Kunstschaffen vermischt sich so mit dem Alltag.
Während eines kalten Winters in Schlaeflis und Kuntners Wohnkiste, East Village, Manhattan – Der Tisch wird leer geräumt. Weingläser, Eierschneider, Chopsticks, Gabeln und andere Küchenutensilien werden zusammengetragen, Luftballons, Lochkartenstreifen, Spieluhren, eine Melodica, eine Mundharmonika sowie ein Mischpult und der Elektrobass hervorgeholt. Die Musiker entlocken den Instrumenten und Gegenständen Klänge, die aufgenommen und gesampelt Stimmungen kreieren, über die sie improvisieren. Zwischen den beiden entwickelt sich ein wechselseitiges Spiel, bei dem der kraftvolle Bass und die filigranen Spieluhren die Grundlage für das Entstehen von bildhaften, filmischen, alltäglichen und aussergewöhnlichen Geschichten schaffen.
KISTENMUZIK bewegt sich im Spannungsfeld zwischen musikalisch-mechanischer Gebundenheit und direkter, instrumentaler Interaktion. Komponierte Teile vermischen sich mit sequenziellen Klängen, Arrangements werden Improvisationen gegenübergestellt, analoge Welten treffen auf digitales Instant-Recycling. Minimal Music trifft auf Gebrauchsgegenstände, engelsgleiche Sounds müssen sich urbanen Klängen und Rock’n’Roll oder Trash-Core stellen.